EcoDM Stipendiat*innen berichten von der RDA DE Tagung zum Stand des digitalen Datenmanagements: Tabea Klaus
Bericht von Tabea Klaus, HU Berlin/ZLB Berlin
(Zwischenüberschriften, Hervorhebungen, Verlinkungen sind redaktionelle Überarbeitungen)
Die diesjährige Tagung der Research Data Alliance – Deutschland (RDA-DE) startete mit anderthalb Tagen praxisnaher Workshops.
Am 26.Februar begann schließlich die eigentliche Tagung, deren Fokus in diesem Jahr insbesondere auf zwei Themen lag: Den Initiativen der Bundesländer zum Thema Forschungsdatenmanagement (FDM) und der Umsetzung der FAIR-Prinzipien in der Praxis.
Länderinitiativen
Die Vorträge von insgesamt acht Länderinitiativen (Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Hamburg, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Thüringen und Sachsen) am Mittwochnachmittag boten einen komprimierten Einblick in beeindruckende, sehr unterschiedlich konzipierte und entwickelte Programme, die durch das große Engagement der beteiligten Mitarbeiter realisiert werden. Die verschiedenen Bundeslandinitiativen leisten einen wertvollen Beitrag, den Nutzen von Forschungsdaten und einem hochwertigen Forschungsdatenmanagement breiter bekannt zu machen und unterstützen hiermit (nicht nur) kleinere Institutionen mit den verschiedenen Angeboten.
Bedarfe
In mehreren Vorträgen wurde zugleich der Wunsch nach einer besseren Vernetzung der einzelnen Länderinitiativen geäußert, und das nicht allein untereinander, sondern auch mit anderen Initiativen in der Forschungsdatenlandschaft oder als Beteiligte bei der Entwicklung einer Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI).
Der in Potsdam stattgefundene Austausch der verschiedenen Länderinitiativen und die angestrebte Intensivierung der Zusammenarbeit bei sich überschneidenden anstehenden Aufgaben ist nur eines der vielen positiven Ergebnisse der RDA-Tagung. Es wurde weiterhin überlegt, die in der Länderinitiative von Baden-Württemberg angesiedelte Website Forschungsdaten.info zukünftig noch stärker als Schnittstelle für den Austausch von Schulungen und Materialien zu nutzen.
Umsetzung der FAIR-Prinzipien
Der zweite Themenschwerpunkt der RDA DE Tagung lag auf der Umsetzung der FAIR Prinzipien.
Die Umsetzung der FAIR Prinzipien für Forschungsdaten – diese Findable (Findbar), Accessible (Zugänglich), Interoperable (Interoperabel) und Reusable (Nutzbar) zu machen – ist das große Ziel, für das sich viele Initiativen engagieren. Sowohl in den am Donnerstagvormittag präsentierten Projekten als auch in den Workshops zu Beginn der Tagung konnte man beinahe zu dem Eindruck gelangen, dass auf fast alle an die Teilnehmenden gestellten Fragen die Antwort „FAIR-Prinzipien“ eigentlich gar nicht falsch sein kann … aber doch eben nur auf fast alle.
FAIR Data Maturity Model
Auf der RDA DE wurden unter anderem das FAIR Data Maturity Model von Edit Herczog vorgestellt, welches sich gerade in der Testphase für die Umsetzung befindet (Anmerk. der Redaktion: die Präsentation hierzu findet sich auf der rd-alliance.org Seite als PDF-Download: hier).
FAIRsFAIR
Weiterhin erläuterte Mustapha Mokrane das Projekt FAIRsFAIR, wobei er die unterschiedlichen Maßstäbe für die Bewertung der FAIRness von Forschungsdaten herausstellte und betonte, dass in Bezug auf die FAIRness immer auch die Infrastruktur und der Kontext beachtet werden müsse.
Die perfekte Zusammenfassung der nicht endenden Herausforderungen der Zukunft für die Umsetzung der FAIR-Prinzipien bietet ein Zitat der finnischen Wissenschaftlerin Mari Kleemola, welches Mustapha Mokrane auf der RDA DE in seinem Vortrag zu dem Projekt FAIRsFAIR zitiert hat, weshalb ich es auch in diesem Beitrag noch einmal wiedergeben möchte:
„Research data will not become nor stay FAIR by magic. We need skilled people, transparent processes, interoperable technologies and collaboration to build, operate and maintain research data infrastructures.”
S. Kleemola, M. (2019) Services to support FAIR data: Implementation story. Certification of data repositories – CoreTrustSeal. 2nd EOSC Hub week, Prague.
Nationalen Forschungsdateninfrastruktur
Die große, umfassende Aufgabe der Schaffung einer Nationalen Forschungsdateninfrastruktur bleibt weiterhin bestehen. Vieles wurde zum Thema Forschungsdaten bereits angestoßen oder ist auf dem Weg: Die Länderinitiativen unterstützen die verschiedenen Forschungseinrichtungen und Wissenschaftler bedarfsgemäß, der Arbeitsbeginn der Konsortien für die NFDI findet hoffentlich planmäßig im Herbst 2020 statt, in den vergangenen Jahren wurden zahlreiche Angebote rund um das Thema Forschungsdaten entwickelt oder verbessert – beispielhaft seien das Angebot von forschungsdaten.info, Re3Data, der Research Data Management Organizer (RDMO) und FD Mentor herausgegriffen. Dennoch gibt es weiterhin noch viel zu tun, um die wünschenswerte, effiziente Nutzung von Forschungsdaten voranzutreiben. Um Daten besser auffindbar zu machen, sind die vielen bestehenden Standards, für welche aber noch keine standardisierte Umsetzung entwickelt wurde, ein weiteres wichtiges Betätigungsfeld für die Zukunft.
Die FAIR-Prinzipien und in der Umsetzung der Prinzipien engagierte Initiativen wie GoFair, FAIRsFAIR oder Ecosystem Data Management (EcoDM) leisten an dieser Stelle einen wichtigen Beitrag.
Keynote „Können Viren reisen? – Ausbreitung und Dynamik von Infektionskrankheiten“
Den fulminanten, thematisch beinahe schon visionär geplanten Abschluss einer inspirierenden Tagung bot der Vortrag von Prof. Dr. Dirk Brockmann (HU Berlin, RKI) mit dem Titel „Können Viren reisen? – Ausbreitung und Dynamik von Infektionskrankheiten“, welcher auf faszinierende Weise veranschaulichte, welchen Erkenntnisgewinn Forschungsdaten ermöglichen können.
Danksagung
Am Ende dieses kleinen Rückblicks auf die Tage in Potsdam möchte ich mich herzlich bei EcoDM und RDA Deutschland für das Teilnahmestipendium für die RDA DE 2020 bedanken, welches mir viele interessante Einblicke und bereichernde Begegnungen ermöglicht hat.