Wenn du nicht für das Produkt bezahlst, bist du selbst das Produkt?
Eine Podiumsdiskussion zur Kommerzialisierung von Offener Wissenschaft
Donnerstag, 9. Dezember, 16.30-18.30 h online via zoom (english below)
Ein zentrales Ziel der Offenen Wissenschaft ist die Förderung der Transparenz bei der Produktion und dem Austausch von Wissen über die Grenzen der einzelnen Disziplinen hinweg. Sie beruht auf dem Verständnis, dass die Wissensproduktion transparent, offen und kooperativ sein sollte, um die Qualität der Forschung zu verbessern. Open Access vertritt insbesondere den Grundsatz, dass alles, was mit öffentlichen Mitteln finanziert wird, der Öffentlichkeit zugänglich sein muss. Dieser Anspruch soll der Kommerzialisierung der Wissenschaft widersprechen. Aber stimmt das?
Längst haben Verlage ihre eigenen Geschäftsmodelle für Open Access entwickelt: Einerseits werden Gebühren für Autoren fällig, die Open Access publizieren wollen, andererseits ist – wie die Deutsche Forschungsgemeinschaft kürzlich feststellte – das Daten-Tracking zu einer lukrativen Einnahmequelle geworden: Verlage verfolgen nicht nur das Online-Verhalten von Forscher*innen, um ihr Angebot zu verbessern, sondern sie verkaufen diese Daten. Diese Überwachungspraxis kann zu Datenmissbrauch und Spionage sowie zur persönlichen Benachteiligung von Forscher*innen führen (vgl. DFG 2021,4). Bezahlen die Nutzer*innen von frei zugänglichen digitalen Ressourcen diese Transformation also doch mit ihren Daten?
In einer Podiumsdiskussion möchten wir die Errungenschaften der Open-Research-Bewegung kritisch reflektieren: Wie können Wissensproduktion und -kommunikation transparent, offen und nachvollziehbar gemacht werden? Wie muss Offene Wissenschaft gestaltet sein, um als Alternative zur kommerzialisierten Wissenschaft aufzutreten? Und wie können sich Forscher*innen vor der Überwachung durch Großkonzerne schützen? Gleichzeitig möchten wir alternative Szenarien skizzieren, die darauf abzielen, wirklich offene Wissenschaftspraktiken zu realisieren.
Diese und andere Fragen diskutieren wir gemeinsam mit
Björn Brembs, Professor für Neurogenetik an der Universität Regensburg,
Andreas Degkwitz, Direktor der Universitätsbibliothek der Humboldt Universität zu Berlin und Bundesvorsitzender des Deutschen Bibliotheksverbandes (dbv),
Angela Holzer, ist Referentin in der DFG Gruppe Wissenschaftliche Literaturversorgung und Informationssysteme,
Julia Reda, Politikerin und Expertin für Urheberrecht und Kommunikationsfreiheit und leitet seit 2020 bei der Gesellschaft für Freiheitsrechte das Projekt control © – Freie Kommunikation verwirklichen.
Die Podiumsdiskussion wird von Jan Martin Wiarda moderiert.
Diese Veranstaltung wird von Wikimedia Deutschland und dem Open-Access-Büro Berlin organisiert. Das Open-Access-Büro stößt mit einer Empfehlung zu einer “Landesinitiative Open Research Berlin” einen Prozess hin zu einer offenen und partizipativen Wissenschaft an, die sich auch für strukturelle Gerechtigkeit und Inklusion verantwortlich zeigt. Nachdem Wikimedia Deutschland (WMDE) mit seinem Fellow Programm Freies Wissen dazu beigetragen hat, Open Science in Deutschland weiter zu etablieren, fokussiert sich WMDE in den kommenden Jahren auf die Frage, wie Open Science gestaltet werden muss, um zu einer gerechten (“equitable”) Wissenschaft beizutragen. Vor diesem Hintergrund laden OABB und WMDE mit diesem Panel dazu ein, den Stand von Openness angesichts neuer Geschäftsmodelle kritisch zu reflektieren und alternative Szenarien und Modelle zu skizzieren.
Das Center for Open and Responsible Research (CORe) der Berlin University Alliance (BUA) und der Deutsche Bibliotheksverband (dbv) unterstützen diese Veranstaltung.
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